Wir leben Fußball.

Der „Kinderfußball“ (KiFu) etabliert sich langsam, aber sicher auch im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Am vergangenen Wochenende startete die erste „Kinderfußball“-Saison mit dem neuen Regelspielbetrieb verpflichtend für die F-Junioren und auch im G-Juniorenbereich. Was macht die neue Spielform aus? Und wie verlief der Auftakt bei den Turnieren der Vereine im Kreisverband Fußball Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (KVFSOE)? Christian Colceag, der Kinderfußballverantwortliche vom KVFSOE, stellt sich diesen und auch noch anderen Fragen zu dem Thema.

 

Christian, wie lief das Auftaktwochenende?

Wir haben im ganzen Landkreis viele glückliche Kinder beim Fußballspielen gesehen. Dabei haben wir ganz viele Jungs und Mädels erlebt, die gemeinsam gespielt haben. Wir waren alle sehr aufgeregt. Es war das erste Mal, dass wir gleichzeitig an zehn Standorten verteilt bei uns im Landkreis mit Hunderten von Kindern die NEUEN „Kinderfußball-Spieltage“ gespielt haben. Alles also kleiner und verteilter im Vergleich zu den größeren Festivals, die wir in den letzten zwei Jahren zuvor gespielt haben.

Wie viele Vereine sind im KVFSOE-Gebiet beteiligt?

Wir spielen ab dieser Saison bei uns im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge mit über 40 Vereinen bei den G-, F-, und E-Junioren die Kinderfußballspielformen. Jedes Kind kommt dabei zum Einsatz und hat die Möglichkeit zu kicken und auf Torjagd zu gehen – sowohl auf die Jugendtore, als auch auf die bereits bekannten Kinderfußballtore.

Wie sieht es damit in Sachsen aus?

Sachsenweit wird bereits in zahlreichen Kreisverbänden Kinderfußball gespielt. Eine genaue Anzahl lässt sich noch nicht auflisten, da jeder Kreisverband kontinuierlich die Kinderfußballspielformen in seinem Landkreis aufbaut. Ziel ist es auf Basis des beschlossenen DFB-Masterplans, in der Saison 2024/25 die G-,F- und E-Junioren vollständig auf die Kinderfußballspielformen umgestellt zu haben.

Wie wird die Umstellung bis dahin im Bereich des KVFSOE gelingen?

Damit uns das gelingt, lernen wir kontinuierlich dazu – intern aus den Erfahrungen und Rückmeldungen aus dem eigenen Landkreis. Extern orientieren wir uns an den Vorreiter-Landkreisen Dresden, Chemnitz und Leipzig, die schon seit Jahren in den Altersklassen G-, F- und E-Junioren die Kinderfußballspielformen spielen. Darüber hinaus schauen wir über die Landkreisgrenzen hinweg, wie in anderen Bundesländern die Kinderfußballspielformen gespielt, angenommen und umgesetzt werden. Es ist ein kontinuierlicher Lernprozess.

Was ist „Kinderfussball“ eigentlich konkret?

Kurz gesagt: freies Spielen. „Bolzplatzfußball“ und Straßenfußball für Kinder von fünf bis elf Jahren. Es gilt, die Komplexität zu reduzieren und die Kinder einfach kicken zu lassen. Der Spaß am Spielen steht im Mittelpunkt. Jedes Kind spielt und darf sich austoben, rennen, dribbeln und ganz wichtig: ganz viele Tore schießen.

Und wie funktioniert der Spielbetrieb beim „Kinderfußball“?

Die Kinder spielen dabei in Turnierform auf mehreren kleineren Spielfeldern – Bolzplatz auf dem Fußballplatz. Sie haben dabei die Chance, auf jeweils zwei Kinderfußballtore zu schießen. Sie müssen aber wiederum auch zwei Tore verteidigen. In zwei gegen zwei, drei gegen drei und fünf gegen fünf Mannschaftsstärke spielen die Kinder sieben Minuten pro Spiel. Die Teams rücken jeweils ein Spielfeld nach vorne, wenn Sie gewinnen – bis zum Champions-League-Feld – oder ein Spielfeld tiefer, wenn Sie verlieren – auf das Stadtliga-Feld. Zusätzlich zu den KiFu-Toren gibt es auch die Möglichkeit, fünf gegen fünf auf die gewohnten Jugendtore zu spielen mit „letztem Mann“, also ohne festen Torhüter.


Was ändert sich im Nachwuchsfußball bei dieser Umstellung?

Eine Frage, die nicht so einfach zu beantworten ist. Erfahrenere Fußballsportfreunde können diese mit Sicherheit besser beantworten. Für mich persönlich, ist wichtig, dass in unserem Landkreis kein Kind zu Hause bleiben muss, obwohl er oder sie gerne beim Fußball mitspielen möchte. Im Rahmen der Kinderfußballspielformen erlebe ich genau das - ALLE Kinder können, ja dürfen kicken und ALLE Kinder können zeigen, was sie können. Der Bolzplatzcharakter und Spaß am Fußballspielen kommen nicht zu kurz. Nicht nur aus meiner Sicht kann und wird das förderlich für die Entwicklung der Kinder in dieser Altersklasse sein. Was mich persönlich auch sehr begeistert ist, dass wir in vielen Vereinen erleben, dass sich nun mehr Mädchen zum Fußballspielen anmelden. Das ist eine Riesenchance für uns alle. Denn das bietet uns vielfältige Möglichkeiten, den Fußball noch breiter aufzustellen.

Was steckt hinter dem DFB-Masterplan, den „Kinderfussball“ zu etablieren?

Es geht in den betreffenden Altersklassen G-, F-, E-Junioren darum, durch kindgerechten Fußball die Kinder am Ball zu halten. Es ist nicht selbstverständlich, dass jedes Kind Fußball spielt. Es gibt heutzutage mehr als nur die Sportart Fußball. Die Kinder sollen also auch den Spaß zum Fußballspielen finden und sich mit ihren Freunden und Freundinnen auf den Fußballplätzen austoben können. Mehr Ballaktionen, mehr Dribblings, mehr Einsatzzeiten, mehr Tore und vor allem mehr Spaß am gemeinsamen Fußballspielen soll so entstehen. Technische Aspekte, Sprinten und Laufen sowie das Verteidigen werden intensiver und individueller geschult.

Wie wollen die Verbände den Plan durchsetzen?

Der DFB hat sich mit Beginn der Saison 2024/25 für die verbindliche Umsetzung der neuen Spielformen im Kinderfußball ausgesprochen. Dem Beschluss haben sich alle 21 Landesverbände, zu dem auch der Sächsische Fußball-Verband zählt, angeschlossen. Wir im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge haben dabei gemeinsam mit allen Nachwuchsleitern ein Stufenmodell zur Einführung der Kinderfußballspielformen beschlossen.


Wie sieht das Stufenmodell konkret aus?

Ab dieser Saison 2022/23 werden die KiFu-Spielformen für die G- und F-Junioren verbindlich eingeführt. Dabei können aber auch E-Junioren mitmachen, die jetzt schon die genannten KiFu-Spielformen spielen möchten. Ab der nächsten Saison, also 2023/24, werden auch bei den E2- und E3-Junioren, also bei den jüngeren Spielern und Spielerinnen in dieser Altersklasse die KiFu-Spielformen verpflichtend sein. So, dass wir zum avisierten Zeitpunkt 2024/25 mit den G-, F- und E-Junioren die KiFu-Spielformen gemeinsam in unserem Landkreis spielen.

Wie unterstützen die Verbände DFB und SFV die Umstellung in den Vereinen?

Zunächst haben wir in unserem Landesverband hier ins Sachsen eine sehr gut funktionierende „Kinderfußball AG“, bestehend aus vielen erfahrenen Trainern aus verschiedenen Landkreisen. Ich selbst bin auch Teil der AG. Gemeinsam stehen wir für alle 13 Landkreise als Ansprechpartner für Fragen rund um die Kinderfußballspielformen bereit. Wir arbeiten dabei auch proaktiv an der Weiterentwicklung der KiFu-Spielformen gemeinsam mit dem DFB.

… und was macht der KVFSOE?

In unserem Kreisverband haben wir im Jugendausschuss auch zwei Funktionäre, die sich intensiv mit den Kinderfußballspielformen beschäftigen. Michael Grießhaber und ich arbeiten kontinuierlich an der Einführung und Kommunikation der Kinderfußballspielformen. Wir haben bei uns im Landkreis auch ein sehr großes und breites Trainernetzwerk, worüber wir uns kontinuierlich austauschen. Das ist wichtig, damit alle Informationen direkt an der Basis ankommen. So können wir uns gemeinsam austauschen und uns gegenseitig unterstützen und helfen. Außerdem steht uns über einen TEAMS-Kanal eine Kommunikationsplattform bereit, um uns auf direktem Weg mit allen Landesverbänden und DFB auszutauschen.

Inwiefern gibt es Fördermöglichkeiten, zum Beispiel zur Anschaffung von Spielgeräten, Toren et cetera?

Fördermöglichkeiten speziell für die Kinderfußballspielformen gibt es in verschiedenen Varianten. Der DFB unterstützt die Vereine durch das bekannte DFB-Mobil. Erfahrene Trainer kommen damit direkt zu den Vereinen und führen mit den Kindern und Trainern ein Fußballtraining durch, bei dem sie speziell auf die KiFu-Spielformen eingehen. Dazu schenkt das DFB-Mobil den Vereinen aktuell vier KiFu-Tore. Die Anmeldung und mehr Informationen zum DFB-Mobil gibt es online unter: https://www.sfv-online.de/qualifizierung/dfb-mobil/

Auch das Kindertrainerzertifikat zählt zu den Unterstützungsmöglichkeiten. Was verbirgt sich dahinter?

Mit dem Kindertrainerzertifikat bietet der DFB und Sächsische Fußball-Verband auch einen Zertifizierungslehrgang für das Thema Kinderfußball. Durch die Mischung von Theorie und Praxis erfährt jeder Trainer und Übungsleiter, worauf es bei der Trainingsausgestaltung sowie beim Spielen ankommt. Das kann ich jedem nur empfehlen. Dazu gibt es noch weitere vielfältige Möglichkeiten, an Förderungen zu gelangen. Wir haben bei uns im Landkreis festgestellt, dass viele Unternehmen dem Thema Kinderfußball gegenüber sehr positiv eingestellt sind. Es lohnt sich also, auf die Unternehmen oder Behörden zuzugehen.

Wie verläuft die Umstellung später, auf den Bereich der D- bzw. C-Junioren? Wie sollen die Kinder die eigentlichen Regeln lernen bzw. verinnerlichen? Gibt es da schon Ideen?

Dadurch, dass wir im Prinzip mit dem KiFu wirklich jedes Kind in den Teams zum Spielen bewegen könnten, versprechen wir uns alle, dass wir speziell im D-Junioren-Bereich wirklich viele Kinder in den Vereinen halten können. Die „Bolzplatzgruppe“ bleibt zusammen und will auch weiter machen. Das ist nicht selbstverständlich, was wir an den aktuell sinkenden Mitgliederzahlen speziell in dieser Altersklasse beobachten. Da bieten uns die Kinderfußballspielformen eine große Möglichkeit, die Kinder am Ball zu halten.


Aber die Regeln unterscheiden sich…

Spielerisch haben die Kinder, wie jetzt auch, die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln. Regeln gibt es doch auch beim Kinderfußball. Wir spielen weiterhin Fußball und der Ball muss ins Netz, um zu gewinnen. Die Kinder spielen altersabhängig auf immer größer werdenden Spielfeldern. Im Rahmen der Kinderfußballspielformen sammeln alle Kinder zudem mehr Spielzeit und haben die Möglichkeit sich weiterzuentwickeln. Durch die Turnierform, die von klein an angewandt wird, haben die Kinder auch die Möglichkeit mit vielen Mannschaften zusammen zu spielen und sich zu messen. Die Kinder und Trainer sammeln mehr Erfahrung, die sie kontinuierlich im Rahmen der anstehenden Trainingseinheiten und Spiele weiterentwickeln können. In einigen Landesverbänden wird bereits jetzt die Turnierform auch im D-Junioren-Alter übernommen. Und der Sprung zum C-Junioren-Bereich ist nicht anders als jetzt auch.

Wie sind die ersten Erkenntnisse aus der Umstellung auf „Kinderfussball“ im KVFSOE?  Was läuft gut, was läuft noch nicht so rund?

Wir spielen seit zwei Jahren die Kinderfußballspielformen bei uns im Landkreis. Die Vereine, die von Anfang dabei sind, verzeichnen einen kontinuierlichen Anstieg der Mitgliederzahlen in den Altersklassen G bis E-Junioren. Den Kindern macht es Spaß und die Eltern fiebern bei jedem Spiel mit und freuen sich über jedes Tor.


Trotz der Coronapandemie gab es einen Zuwachs?
Corona konnte den Kinderfußball nicht stoppen. Im Gegenteil. Wir haben alleine durch die zahlreich durchgeführten KiFu-Veranstaltungen in der vergangenen Saison über 4.000 Kinder am Ball gehabt und mit 420 Mannschaften, 212 Spielen und über 1.500 geschossenen Toren eine wahre Begeisterungswelle erlebt. Auf dieser Welle wollen wir gerne bleiben und die Kinderfußballspielformen gemeinsam mit allen Vereinen bei uns im Landkreis voranbringen. Wir sind jetzt in unsere erste offizielle KiFu-Saison mit den G-, F- und E-Junioren gestartet und sammeln kontinuierlich Erfahrungen. Sobald Fragen oder Unstimmigkeiten auftauchen, klären wir diese schnell und auf kurzem Weg über unser gemeinsames Netzwerk oder direkt über die Kinderfußballansprechpartner bei uns im Landkreis. Die Kinder selbst sind schon mit Feuer und Eifer dabei. Genau darauf kommt es an. Das ist das Wichtigste.

 

Das Gespräch führte: Stephan Klingbeil.

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